Weshalb du Blog-Artikel im B2B-Umfeld nicht zu schnell abhaken solltest.
„Das Blog — ein Medium von gestern?“, fragt Meike Leopold in ihrer aktuellen Blog-Parade. Vielen Dank für die Einladung! Eine gute Frage: Ich mache es noch ein bisschen sportlicher und spitze die Frage zu: Sind Blog-Artikel überholt?
Um in einem Satz zu antworten: Ja. Nein. Wir müssen reden.
Das erwartet dich hier:
Bild, Ton, Text: Wo stehen wir?
Zum Einstieg habe ich verlässliche Zahlen über Nutzungsgewohnheiten von Usern gesucht: Wie schlägt sich Text im Vergleich zu Video- und Audio-Angeboten? Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2020 sagt: Die Nutzung von Artikeln sinkt. Langsam zwar, aber sie sinkt.

Das haben wir uns schon gedacht: Video ist Trumpf, gefolgt von Podcast. Dann lassen wir doch einfach die Blog-Artikel einfach! Oder nicht?
Ich habe mich gefragt, wie Videos genutzt werden. Dienen Sie nicht überwiegend der Unterhaltung? Darauf hatte ich getippt und lag daneben. Nach einer Auswertung des YouTube Official Blog zwischen dem 1.1.2020 und 15.11.2020 waren die beliebtesten Videos diese:
- Corona geht gerade erst los | maiLab
- Männerwelten – Belästigung von Frauen | Joko & Klaas 15 Minuten live
- Wir zeigen euch unser Haus 😍 HAUS-TOUR | Bibi
- Die Zerstörung der Presse | Rezo
- Coronavirus – unnötiger Alarm bei COVID-19? | Harald Lesch
- Der Pennymarkt auf der Reeperbahn (1) – SPIEGEL TV Classics (2007)
- Was ist ein Bratan? Kinder fragen Rapper mit Capital Bra & Bozza | Late Night Berlin | ProSieben
- 10 MIN BEGINNER AB WORKOUT // No Equipment | Pamela Reif
- 10 Minuten Maske | einfache Behelfsmaske nähen | schnelle Gesichtsmaske für Anfänger mit Nasenbügel
- Bayern-Tornado fegt über Barca hinweg: FC Barcelona – FC Bayern 2:8 | UEFA CUP
Die User schauen sich demnach durchaus informative Videos an.
Weshalb du die Frage anders stellen solltest
Du denkst an dein Business, deine Kunden und fragst dich, wohin uns diese Überlegung führen soll.
Zu nichts.
Genau das ist mein Punkt:
Wenn du wie die meisten meiner Kunden im B2B-Geschäft beheimatet bist, dann kann es dir egal sein, was „die Leute“ lesen oder hören. Die entscheidende Frage ist: Wie informieren sich deine Kunden, wenn sie eine Kauf-Entscheidung treffen?
Die folgende Statistik von Statista ist für uns B2B-Leute deshalb viel spannender: Diese Informationsquellen nutzen Entscheider.

Du siehst, dass Fachmedien ganz oben auf der Liste stehen. Das hat einen guten Grund: Business-Entscheider tragen große Verantwortung. Wenn sie den Zuschlag zu einem Angebot geben, geht es oft um einen ordentlichen Investitionsbetrag. Schließlich soll die Zukunft des Unternehmens gestärkt werden, und: Was den oder die Entscheiderin überzeugt, müssen die Kollegen noch lange nicht gut finden. B2B-Entscheidungen sind anspruchsvoll.
Deshalb sind Business-Entscheider in erster Linie an unabhängiger und vertrauenswürdiger Information interessiert.
Fachmedien sind deshalb die erste Wahl für sie und die Qualität der Information ist wichtiger als das Medium.
Hierin liegt die Rolle deines Blogs
Aber was ist nun mit deinem Blog? Stellen wir uns eine konkrete Entscheidungssituation vor: Eine Führungskraft liest in einem Fachmedium ihres Vertrauens einen Artikel, den sie gut findet.
So ein Zufall: Er ist von dir! Die Führungskraft ist ganz angetan und besucht deine Webseite in der Hoffnung, mehr zu finden. Gibt es dort etwas zu sehen? Jetzt kommt dein Blog ins Spiel.
Ein Blog gibt dir den Raum, die Fragen deiner Kunden ausführlich zu beantworten, und zwar gebündelt an einem Ort.
In den sozialen Medien hingegen sind deine Botschaften kürzer und verschwinden auf Nimmerwiedersehen im Stream. Die Grafik weiter oben bestätigt dies: 73 Prozent der Entscheider nutzen digitale Angebote von Unternehmen zumindest gelegentlich. Da haben wir’s: Der Blog lebt!
Lesetipp: So könnte dein B2B-Blog aussehen
Um das noch einmal zu verstärken: Das B2B-Geschäft funktioniert anders als B2C. Die Entscheidungen sind weniger spontan und informationsgetriebener. Oft hast du es mit mehreren Entscheidern und unterschiedlichen Info-Bedürfnissen zu tun. Ein Blog liefert dir die Möglichkeit, diese Informationen zu liefern.
Das Upload-Magazin stellt dazu übrigens einen wunderbaren und überzeugenden Artikel zur Verfügung: Wie Corporate Blogs auch für B2B-Unternehmen funktionieren können.
Hättest du das gedacht? Text hat seine Anhänger
Doch müssen es unbedingt Blog-Artikel sein? Wenn du beratungsintensive oder erklärungsbedürftige Güter und Dienstleistungen anbietest, sind Formate, die ein paar Sätze mehr erlauben, auf jeden Fall sinnvoll. Videos und Podcasts zählen dazu. Doch auch klassische Artikel haben ihre Fans, wie folgender Tweet zeigt:
Der Absender spricht etwas an, das ich aus vielen Unterhaltungen kenne: Texte lassen mehr Freiheiten zu als andere Formate. Es ist leicht, sich einen Überblick zu verschaffen und dort einzusteigen, wo es aus der eigenen Sicht interessant wird. Jeder kann in seinem eigenen Tempo lesen.
Text oder Ton? Am liebsten beides!
Manche lieben ganz einfach das Lesen. Dennoch glaube ich, dass der Fokus allein auf Artikel auf Dauer nicht klug ist und die Lösung in der Vielfalt liegt.
Versuche es doch einmal so:
- Was sind die wichtigen Fragen deiner Kunden, bevor sie deine Leistung buchen? Schreibe zu diesen Themen passende Blog-Artikel und werte sie über einen längeren Zeitraum multimedial auf: Du kannst eine Grafik ergänzen, ein Podcast-Interview mit einem Bekannten einfügen oder in einem Video eine Story erzählen, die du zwischenzeitlich erlebt hast. So erwischst du alle Bedarfe. Ein so breites Angebot kannst du kurzfristig kaum bewältigen. Mittel- und langfristig allerdings schon.
- Mach dir außerdem Gedanken, wie Kunden auf dich aufmerksam werden: Schreibst du Gastbeiträge für Zeitschriften, hältst du Vorträge oder was liegt dir sonst? Sorge dafür, dass dir regelmäßig neue Kontakte über den Weg laufen können.
- Überlege dir drittens, wie du die Beziehung zu deinen Kontakten stabilisierst. Social Media und Newsletter sind Klassiker in dieser Sache, jedoch nicht die einzig möglichen Lösungen.
Zum Schluss ein persönliches Wort
Ich finde die Reduktion, die ein Text anbietet, angenehm. Es ist eine Form von Minimalismus, wenn du so willst: Es gibt nichts, was die überlasteten Sinne zusätzlich anstrengt. Du darfst dich einfach auf das Wort konzentrieren.
Weil sich noch mehr Menschen mehr vom Weniger wünschen, bin ich zuversichtlich, dass der Text als solcher bleibt.
Unklar ist nur, welche Rolle er spielen wird. Vielleicht sind Videos gut darin, für ein Thema zu öffnen und zu emotionalisieren – während Texte Logik und Argumentation ansprechen? Es gibt Studien, die zeigen, dass beim Lesen mehr hängen bleibt als beim Konsum eines Videos. Doch davon erzähle ich ein anderes Mal.
Vielen Dank, dass du bis zum Schluss bei mir geblieben bist und damit Blogs sowie Blog-Artikel würdigst! Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Blog und deinen Veröffentlichungen!

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Hallo Kerstin,
ich lese mich grade durch die anderen Teilnehmer der Blogparade – Du gehörst ja eher zu den „Neuzugängen“.. ;-)
Interessant ist deine Antwort auf die von Meike gestellte Frage aus Sicht eines B2B-Blogs. Denn einige Teilnehmer sind ja eher P2P (Privat zu Privat), wenige B2C (wenn ich den Leser als Kunden sehe und der Blogger sich bezahlen lässt).
Ich lese bei einigen (zwischen den Zeilen), dass Sie die Abwanderung, bzw. Stagnation der Zugriffe bemerken, es sie aber nicht stört, weil Sie ihr Ding halt für sich selber machen. Gut, das ist der Idealfall – dann wird es den Blogbetreiber auch nicht stören, wenn er irgendwann der einzige ist, der seinen Blog liest..
Wenn ich besser sein will, muss ich es besser machen und mal über den Tellerrand des eigenen Blogs schauen. Ist mein Theme noch zeitgemäß? Bietet es wichtige Funktionen? Ist die Schrift lesbar? Ist das Theme rekursiv, damit es auch auf mobilen Endgeräten vernünftig aussieht ?(aktuell kommen so knapp 50% meiner Besucher über Tablets u. Smartphones – Tendenz steigend)
Auch das arbeiten mit Videos um den Inhalt aussagekräftiger zu machen oder zu unterstützen finde ich unterschätzt. Viele Techblogger nutzen die Plattform Youtube zur Unterstützung schon lange – mit Erfolg. Ja, das ist mit Aufwand verbunden – entscheidet aber am Ende vielleicht darüber ob der Blogeitrag in der Suche bei google auf Seite 6 landet oder auf Seite 1. Ich will jedenfalls auf Seite 1 – und zwar nach ganz oben!
Was das angeht, bin ich geradezu missionarisch. Herzlichen Dank, liebe Frau Birkner!
Ein super fundierter und überzeugender Artikel, schon dank der Statistiken.
Noch wichtiger finde ich die Aussage, nicht auf allgemeine Statistiken und Meinungen zu schauen, sondern auf das Verhalten der eigenen Kunden.
Das wird bei vielen Diskussionen vernachlässigt, dass es auf die Situation und Verhaltensweisen der eigenen Kunden ankommt.
Danke für den Reminder:-)
🤓
Vielen Dank Kerstin für deinen informativen und spannenden Beitrag! Bin ganz in deiner Garage: Blogs rock! :)
Hallo Henning, herzlichen Dank für deine Kommentar! Das mit den Blogs ist wahrscheinlich so wie mit dem Newsletter: Alle rümpfen die Nase. Alle schauen abfällig darauf. Und es funktioniert doch. Es lebe der Blog! 👍
Hallo Kerstin,
es stimmt schon, dass wir mit unseren Blogs womöglich nicht mehr die Rolle spielen, weil Video und Audio wichtiger werden. Aber es ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Denn es ist so bei meinem Blog: Fachthemen und Hilfeartikel, die aus einem persönlichen Dilemma entstanden sind, werden immer gern genommen.
Jetzt kann ich natürlich nicht sagen, dass das immer nur Entscheider sind. Denn ich habe keinen B2B-Blog und habe auch keine Kunden. Aber ich kann sagen, dass ab und an in der entsprechenden Fachwelt meine Artikel kursieren.
Und ganz ehrlich, da wird eher gelesen, als dass irgendwas geguckt oder gehört wird. Aus genau diesem Grund: Ich kann einen Blogartikel eben tatsächlich häppchenweise konsumieren. Bei einem Podcast geht das nicht.
Da du auch bei der Meike mitgemacht hast, mache ich gleich mal „Werbung“ für meinen Artikel zum gleichen Anlass. Ich habe meinen Blog neben meiner eigentlichen Arbeit. Deshalb sind meine Gesichtspunkte auch andere.
https://www.henning-uhle.eu/informatik/wordpress-und-bloggen/blog-oder-schrott-relikte-im-neuland